War das heute vielleicht ein nerviger Sonnenaufgang! So richtig zum Verzweifeln. ;)
Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt mal ganz kurz (oder eher nicht so ganz kurz) zu beschreiben, was im Frühling an so einem frühen Morgen bzw. schon am Abend vorher in mir so vor sich geht? Das wäre doch auch mal ein Video wert, da müsste man den folgenden Text nicht lesen… ;)
Dass ich heute Morgen fotografieren gehe, war klar. Zumindest hat kein Wettermodell, das ich mir angeschaut habe, irgendwas angedeutet, was dagegen spricht.
Allerdings habe ich zu der Jahreszeit noch häufiger als sonst das Problem, dass ich mir wirklich schwer tue mich zu entscheiden was ich denn eigentlich genau will. Man könnte ja schließlich woanders was verpassen. Mit Pech sogar was besseres…
Das trifft besonders bei dem Wetter, das heute Morgen zu erwarten war, zu: Beste Nebelchancen. Sogar die Möglichkeit auf die Kombination von Nebel und Sonne. Eigentlich perfekt für Waldlandschaftsfotografie, oder? Aber die Orchideensaison ist halt auch voll am Laufen. Gab sowieso viel zu wenig gute Sonnenaufgänge mit ihnen bisher. Kann man dann einfach einen der wenigen (der zweite für mich dieses Jahr) Sonnenaufgänge mit Orchideen auslassen um zum x-ten Mal doofe Bäume im Nebel zu fotografieren? Kann man schon. Aber will man auch? ;)
Nebel mit Sonne im Siebengebirge hat man ja schließlich auch nicht alle Tage. Oder doch lieber in die Wahner Heide? Der Birkenwald im Frühling hat doch was. Wobei dieser Bruchwald dort ist ja auch spannend. Den wollte ich, wo es doch jetzt so schön nass ist, sowieso mal wieder anschauen. Ist bestimmt spannend? Vermutlich hat es dort im Wald aber eher keinen Nebel. Zumindest nicht bei dem Wetter. Hmm. Dann ist da doch noch dieser andere Wald mit den markanten Buchen, den ich endlich mal mit feuchter Luft und Sonne fotografieren will. So viele Möglichkeiten, so wenig Zeit! Wenn ich noch länger nachgedacht hätte, wären mir sicher noch mehr Optionen eingefallen.
Nun denn. Zum Glück bin ich so entscheidungsfreudig und habe es tatsächlich geschafft mich, sogar noch kurz bevor ich losgefahren bin, zu entscheiden wo es hingehen soll! Die Orchideen sollen es werden! Wollte sowieso mal wieder wissen wie’s gerade ausschaut (dazu dann nach dem Foto noch was).
Die Fahrt war dann so ein bisschen ein Wechselbad der Gefühle: Richtung Sonnenaufgang doch recht viele Wolken. Klappt das mit der Sonne? Je näher ich dem Ziel kam, desto besser sah es aus. Also alles gut! Oder?
Hach ja. Nicht, dass der Sonnenaufgang nicht gut gewesen wäre. Im Gegenteil, der hat schon geliefert: Ein paar bunte Wolken, eine dunstig aufgehende, nicht zu knallige Sonne (gut, wenn man sie im Foto haben will) und als Bonus dann bei etwas höherem Sonnenstand sogar noch richtig schön mit dem warmen Licht der tiefstehenden Sonne angestrahlte Bäume (gut als Hintergrund für Orchideenfotos). Nach dem positiven Gesamteindruck fehlt jetzt doch irgendwie das große “Aber”, oder? Nein! Das kommt noch.
Und zwar jetzt: Ich habe einfach nichts, so richtig überhaupt nichts, mit dem hübschen Sonnenaufgang anfangen können. Grenzte schon fast an Folter. Ich bin zunehmend genervter ob meiner eigenen Unfähigkeit auf der Suche nach einer vielleicht doch noch passend stehenden Orchidee die Wege abgegangen und hatte das Gefühl, dass die mein Leid komplett ignorierende Sonne sogar Spaß daran hatte, das Licht immer langweiliger werden zu lassen. ;)
Vielleicht bin ich ja auch selber Schuld. Das ein oder andere klassische Orchideenfoto mit schön freigestellter Pflanze vor hübsch gefärbten Hintergrund wäre sicher drin gewesen, aber irgendwie langweile ich mich mit dieser Art Fotos inzwischen schon selbst. Muss ja nicht immer sein. Außerdem habe ich ja aktuell das Sigma 105mm f1.4 und zumindest einigermaßen ein Bild (Wortwitz) davon, was ich für Fotos damit machen will. Eben gerade nicht total freigestellte Orchideen, sondern Orchidee mit Umgebung: Pflanze scharf, Rest unscharf aber noch erkennbar. Sind sowieso die spannenderen Fotos.
Als ich mich dann schon mit meinem Schicksal abgefunden habe und mich darüber gefreut habe, dass es beim nächsten Mal fotografisch immerhin nicht noch schlechter werden kann, habe ich es dann doch noch geschafft. Ich habe eine gut stehende Pflanze gefunden. Gut stehend für genau die Art Foto, die ich mir ausgemalt habe.
Und dann lief es irgendwie doch wieder so, wie’s am Ende fast immer läuft: Es hat doch einfach alles gepasst. Das Licht war noch gut, die Orchidee hat genau die richtige Menge Sonne abbekommen um etwas spannender zu wirken und mit etwas ausprobieren, war ich dann auch mit der Perspektive und der Umgebung der Orchidee, übrigens ein Purpur-Knabenkraut, zufrieden.
Das ist genau die Art Foto, die ich mir mit dem 105er vorstelle und für die ich mir sogar noch weniger Brennweite, am besten bei mehr Lichtstärke, vorstellen könnte. Damit schließt sich auch der Kreis zum Titel dieses Beitrags hier: Am Ende eines Ausflugs reicht es doch, wenn man ein Foto hat, mit dem man zufrieden ist. Hier ist es:
Achja, ich wollte ja noch was zur aktuellen Orchideenlage schreiben. Der erste Höhepunkt der Blüte ist wohl eindeutig erreicht. Neben den noch immer blühenden Stattlichen und Purpur-Knabenkräutern gab’s auch blühende Vogel-Nestwurz und Fliegen-Ragwurz zu sehen. In anderen Gebieten wird vermutlich noch mehr zu finden sein.
Demnächst kommen dann Waldhyazinthen (ich weiß nie welche genau) und Weiße Waldvöglein dazu. Und in Sachen Bienen-Ragwurz sah’s nach einem schnellen Blick auch nicht so schlecht aus. Es bleibt also spannend. Vor allem das Wetter. Wird’s irgendwann vielleicht noch sicher sonnig oder geht’s einfach so weiter wie bisher? Gerade hat’s gut gewittert. Sonnenuntergang? Fraglich. ;)